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SCHILDA GRAZ
Staub
Es gibt eine Idee, die Feinstaubbelastung einer Stadt, die davon durch Beckenlage extrem belastet ist, durch Verkehrsreduzierung zumindest in der Innenstadt zu reduzieren. Weil das nicht allen gefällt, wird eine Volksbefragung durchgeführt, die, Überraschung, natürlich gegen eine Verkehrsreduzierung ausgeht. Es wird gegen etwas abgestimmt. Kann ja nicht sein, dass wir zum Kastner zu Fuss gehen müssen. In Wien gibt es parallel dazu ähnliche Ablehnungen gegen Ideen, wie man ein bisschen besser und frischer atmen könnte, alles nicht willkommen. Ideen für bessere Luft sind unwillkommen. Es gibt ein Problem.
Am Dach wächst Gras.
Gleichzeitig florieren Diskussionen über direkte Demokratie, forciert von rechts aussen, von rechts, toleriert von ein bisschen weniger rechts aussen. Schauen wir einmal.
Auch gleichzeitig wird in Graz ein Wettbewerb ausgeschrieben, welche Ideen es denn gäbe, um die Feinstaubbelastung zu reduzieren, nachdem das Volk entschieden hat, Müll weiterhin gerne und unter allen Bedingungen weiterhin einzuatmen. Das Volk? Alle Grazerinnen und Grazer? Eigentlich sollte binnen kürzester Zeit eine Revolution stattfinden. Es wird also ernsthaft ein Wettbewerb ausgeschrieben. Es wird eine Idee gesucht, wie der Feinstaub in einer Stadt zu reduzieren wäre, die ein wunderbares öffentliches Verkehrsnetz betreibt und zudem viele Kilometer Radweg geschaffen hat. Ausgenommen: Autos weg aus der Stadt. Das hätte zwar Sinn, zählt aber nicht, haben wir ja schon probiert. Es sollen Preise bis zu € 10.000,00 ausbezahlt werden! Das entspricht ungefähr den Bruttomonatsgehältern von einigen verantwortlichen Politikern, die nicht in der Lage sind, ernsthaft ein Umweltproblem, das für alle und vor allem für Kinder erwiesenermassen gesundheitsschädigend ist, in den Griff zu kriegen.
Wir haben eine Kuh!
Die Suche nach einer Idee, die möglicherweise in Form eines riesengroßen Feinstaubsiebes wo auch immer auftauchen könnte, erweist sich also nicht als Auftrag an Menschen, die gewählt wurden, um Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu tragen, sondern an die werte Wählerschaft. Als riesiger Fön, der sowohl warm als auch kalt, je nach Jahreszeit, sich aufstellt und nicht nur die böse Luft, sondern am besten auch alle Erinnerungen hinwegbläst. Die politische Verantwortlichkeit zieht sich mit solchen Maßnahmen aus der Position, ernst genommen zu werden und macht sich selbst obsolet. Wenn weiter eine Politik des Herumscharwenzelns gemacht, also auf Entscheidungen gewartet wird, die allen Menschen gefallen, und gleichzeitig mit einem Christkind, einem Weihnachtsmann und sonstigen Wunscherfüllern spekuliert wird, die genau gar nichts erfüllen werden, weil die Demokratie direkt sich als gesundheitsschädlich erweist, wird es Brösel geben zum Einen und genau gar nichts verändern zum Anderen. Für welche Parteien ist auch vollkommen uninteressant, es geht hier darum, Gesundheit, Wohlbefinden und einen Rest an Intelligenz zu verwalten, wofür Verantwortung zu übernehmen ist.
Überraschend ist die Kuh erstickt.
Die Kuh ist aber, im Gegensatz zu Politik, nicht vorübergehend, sondern ganz wirklich erstickt. Erstickt ist aber auch schon seit langer Zeit das Interesse an Politik. Die Luft wird schlecht bleiben. Die Luft in dem Container, in dem noch über Politik gesprochen werde darf, ist schlecht. Das Image der Politik ist schlecht, daran wird mit großem Eifer täglich hart gearbeitet. Direkte Demokratie wird das nicht besser machen.
Die Bürgerinnen und Bürger von Schilda, wer die Geschichten genau gelesen hat, waren nicht immer dumm. Vielmehr hatten sie vor lauter Klugheit seinerzeit die halbe Bevölkerung die meiste Zeit nicht mehr zu Hause, weil sie anderswo Ratschläge erteilten. Daraufhin beschlossen sie, sich dumm zu stellen, um keine Anfragen auf Ratschläge mehr erteilen zu müssen und einfach zu Hause sein zu können. Das Dummstellenwollen schlug langsam und unmerklich in wirkliche Dummheit um. Das Dummstellen war keine Entscheidung der politischen Führung, sondern eine gemeinsame Entscheidung aller Schildbürger. Graz hat diese Umstellung nicht mehr nötig, es geht auch so. Versenkt die Bleiglocke am Hauptplatz und weidet die Lungenerkrankungen am Dach der Kirchen, so wahr Gott helfe. Licht lässt sich aber leider immer noch nicht in Säcken in die Kammern tragen, in denen offensichtlich nach wie vor stetige Dunkelheit herrscht.
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[Kolumne/Walter Schaidinger/21.08.2012]
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